Volksmusik, oder das, was man heute im deutschen Sprachraum darunter versteht, ist etwas äußerst Vielfältiges. In dem modisch-kreativen Trachtenlook des beginnenden 21. Jahrhunderts lässt sich einfach alles einpacken: äußerst zweideutige Texte, Interpreten mit Punk- oder Hippie-Frisur, urige Dialekte, unbefleckte Dorfschönheiten, Technorhythmen usw. Trotz unterschiedlicher Verpackung verfolgen alle Künstler ein gemeinsames Ziel: sie wollen die Freunde der Volksmusik zufrieden und glücklich machen. Sie sind also eine Art Friedenstruppe in Dirndl und Lederhosen, die von Blas- und Marschmusik begleitet, durch deutsche Fernsehlandschaften ziehen.

Liebliche Beispiele volkstümlich angehauchter Glückseeligkeit produzieren auch die ‘Wildecker Herzbuben’. Ihr Hit ‘Herzilein du darfst nicht traurig sein’, hat einen derart hohen Schunkelfaktor, dass das eingehakte Publikum beim ständig fröhlichen Hin und Her und mit dem Wir-sind-alle-Kinder-Gottes-Effekt wie in Trance zurück in den Mutterleib versetzt wird. Mit einem Wort, es fühlt sich bei den molligen Herren geborgen und in Sicherheit.

Genau daran fehlt es in Deutschland, denn die sich zurzeit massiv artikulierenden rechtsextremen Tendenzen rücken die demokratische und offene deutsche Gesellschaft in ein schlechtes Licht. In solchen Zeiten braucht man eine gute Werbung für den sicheren Standort Deutschland. So plante Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye ein Bündnis Prominenter gegen Rechts. Neben Promis wie Veronika Feldbusch und Marius Müller-Westernhagen sollten auch die Wildecker Herzbuben für die Sicherheit in Deutschland werben, wie deutsche Tageszeitungen berichteten. Davon schienen die beiden musizierenden Friedenstauben aus Wildeck-Hönebach jedoch nichts zu wissen. Sie dementierten, denn sie seien an einer solchen Aktion nicht interessiert. ‘Ich bin nicht politisch, und mein Partner auch nicht. […] Ich möchte damit gar nichts zu tun haben, dafür sind andere Leute zuständig, aber doch keine Musiker’, erklärte der erregte Herzbube Wilfried Gliem. Er hat wohl Recht, denn wenn seine roten Pausbacken mit einem Gesellschaftsproblem wie Rechtsextremismus in Verbindung gebracht werden, wirkt sich das zweifellos ungünstig auf den Plattenverkauf aus, schließlich wollen seine friedliebenden Kunden ‘Heile Welt’ und keinen Ärger kaufen.

Wer sein Herz auf dem rechten Fleck hat, der braucht nicht politisch zu sein, der ist nämlich von Natur aus ein guter und rechtschaffener Mensch, oder, wie Herzbube Gliem sagte: ‘Jetzt soll ich mich um Sachen kümmern, mit denen ich nichts zu tun haben will.’

schunkeln: (op de maat van de muziek met in elkaar gehaakte armen) meedeinen.

urig: echt.

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